キル兄にゃとU子さん – Bruder Sense und Frau U
Zum Gedenken an den vierten Jahrestag der Katastrophe in Fukushima spielen wir am 13., 14. und 15. März“ 「キル兄にゃとU子さん」- Bruder Sense und Frau U” im i-camp/neues theater münchen.
In der Stadt in der einst Frau U lebte, wohnt Bruder Sense, der überall Zeitungsfetzen verstreut und den Ort damit unbewohnbar macht. Weiß gekleidete, zeitlos wirkende Menschen sind auf der Suche nach Frau U. Doch Verunsicherung und Orientierungslosigkeit sind groß, es gibt nicht nur eine Frau U. Für den einen ist sie eine Köchin, für die andere eine Betrügerin, für wieder eine andere eine Freundin aus der Kindheit. Die Abwesenheit von Frau U wird zum Zeichen eines großen Verlusts, den die Menschen erleiden; ein Verlust, der sich nicht an Zeit und Ort, Individuum oder einer ganzer Gesellschaft festmachen lässt. Die Menschen haben dasselbe verloren und suchen doch etwas Anderes.
In dieser undefinierten und gewissermaßen gegenstandslosen Suche verschwimmt die Grenze zwischen der kulturellen Vergangenheit und der unentrinnbaren Realität der Gegenwart. Es wird klar, dass das, was wir mit „Fukushima“ bezeichnen, einen Ort benennt, der einst vielen Menschen ein Heimat gewesen ist.
Das Schauspiel des japanischen Autors Pelikan Ônobu wurde von Otone Sato erstmals ins Deutsche übersetzt. Unmittelbar nach der Katastrophe verfasst, beschreibt das Stück auf subtil-nüchterne Weise mit fiktiven und dokumentarischen Elementen die Ereignisse jener Tage, die die japanische Gesellschaft für immer vollständig veränderten.
Mit: Masako Ogura, Irmela Jane Purvis, Birgit Werner
Regie: Otone Sato
Dramaturgie: Anna Katharina Setecki
Projektion: Joachim Hofer
Grafikdesign: Olga Khrutska
Pressestimme
“Das Stück wirft einen Blick auf die moderne Gesellschaft in der nationale und regionale Grenzen aufgehoben und damit auch universelle Gegebenheiten sichtbar gemacht werden. Drei gleiche helle Schränke standen auf der Bühne. Drei, in gleiche helle Overalls gekleidete junge Frauen mit gleichen Frisuren stiegen aus den Schränken. Masako Ogura, Irmela Jane Purvis und Birgit Werner verkörperten die Suchenden. Auf dem, den Mittelpunkt bildenden Tisch bauten sie eine Spielzeugstadt mit Plüschtier, Eisenbahn und Häusern. Dazwischen lasen sie eifrig Sätze aus den Zeitungsschnipseln oder Geschichten vom Smartphone und – dabei immer auf der Suche nach Frau U (You). Sie konnten durchaus auch für virtuelle Figuren des weltweiten Netzes stehen, wie die gleichbleibende Emotionslage – abgesehen von einer Ausnahme – in den Gesichtern der Geschäftigen ausdrückte. Oder war dieser Aspekt der japanischen Konvention geschuldet? Unterbrochen war diese Betriebsamkeit durch Videoprojektionen, die die Verteilung der Nachrichten vor Augen führten und die Botschaft in den Zeitkapseln wiedergaben – ein ebenso emotionsloser Vortag von Christoph Dähne. Die Gestaltung der Lichteffekte und die Videoprojektion erfolgten auf hohem technischen und handwerklichen Niveau – Joachim Hofer. So brachte die Performance – präzise unterhaltsam unmissverständlich – das Gesellschaftsbild eines scheinbaren Individualismus auf die Spielfläche.” (Theaterkritiken, 16.März 2015)
„The flow“ findet mit freundlicher Unterstützung durch i-camp/neues theater münchen statt.
