Hot Particle
Eine Gruppe von Freunden ist zwei Monate nach der Reaktorexplosion in Fukushima an den Ort des Geschehens gefahren, um hautnah mitzuerleben, wie die aktuelle Situation ist. Manche kommen aus Neugierde mit, einer steht der Aktion vollkommen indifferent gegenüber. Nur eine fährt in die Gefahrenzone mit einem bestimmten Ziel: Sie möchte ein Theaterstück darüber schreiben. Misaki Setoyama – als die Rolle des „Ich“ – dokumentiert ihre persönlichen Erlebnisse nach den Ereignissen des 11. März 2011, sowohl privat als auch in Bezug auf ihre Arbeit als Autorin und Regisseurin ihrer Projektgruppe Minamoza aus Tokyo.
Das Drama „Hot Particle“ von der japanischen Autorin und Regisseurin Misaki Setoyama wurde im September 2011 in Tokyo von Setoyama selbst uraufgeführt. Während viele Theatermacher im durch die Fukushima-Katastrophen verursachten Chaos, in fiktives Unterhaltungstheater flüchteten, bezog die Regisseurin bereits ein halbes Jahr nach jenem AKW-Unfall Stellung zu dieser Thematik. Jedoch nicht auf politischer oder sozialkritischer Ebene, sondern indem sie diese Ereignisse von ihrer subjektiven und sehr persönlichen Sicht aufgriff. Bezeichnet als „dokumentarisches Theater“ beschrieb die Regisseurin auf autobiographischer Weise ihre persönlichen Erfahrungen ab dem 11. März 2011. Die Autorin zeigt ihren persönlichen Kampf mit der Fertigstellung des Stücks „Hot Particle“, das aufgrund ihrer zahlreichen persönlichen Probleme immer wieder zu scheitern droht.
Setoyamas Anliegen war es, einen Weg zu finden, um sich mit der stark umstrittenen Atomenergie-Thematik nach den Katastrophen in Fukushima zu beschäftigen. Sie fand ihn schließlich in einer Weise wie man es nur als ein einzelner Mensch tun kann: durch die Auseinandersetzung mit sich selbst. Die Autorin reflektiert über sich und ihre Vergangenheit und geht der Frage nach, warum es ihr so viel bedeutet über dieses Thema zu schreiben, was sie damit erreichen will und warum sie gegen die Kernkraft ist. So subjektiv wie ihre Ansichten sind, so persönlich ist schließlich auch ihre Konklusion.
„Hot Particle“ von Misaki Setoyama wurde im Jahr 2014 von Otone Sato für den außereuropäischen Dramen-Verlag theatralize erstmals ins Deutsche übersetzt. Das deutsch-japanische Theaterkollektiv EnGawa beabsichtigt eine deutsche Neuinszenierung des Stücks mit dem Unterschied, es als ein intermediales Monodrama aufzuführen. Die Figur der Misaki als isolierter Mensch nach den Fukushima-Katastrophen, die nur digital in Kommunikation zu ihren Mitmenschen tritt, verdeutlicht den Konflikt in ihrem Mikrokosmos, worin sie als Individuum und vor allem als Künstlerin versucht, Stellung zu den Geschehnissen zu beziehen.
Mit: Christoph Dähne, Susumu Maeda Diana Marie Müller, Masako Ogura, Matthias Renger, Dominik Schuck, Georg Schulze
Regie: Otone Sato
Dramaturgie: Anna Katharina Setecki
Projektion: Joachim Hofer
Grafikdesign: Olga Khrutska
Pressestimme
“Sato inszeniert das Drama „Hot Particle“ der japanischen Autorin Misaki Setoyama, das bereits im September 2011 in Tokio uraufgeführt wurde. Während viele Theatermacher nach der Fukushima-Katastrophe in fiktives Unterhaltungstheater flüchteten (…) bezog Setoyama ein halbes Jahr nach der Atomexplosion Stellung. Und zwar mehr subjektiv, persönlich, individuell als mit politischem oder sozialkritischem Aplomb. Der stelle sich ohnehin ein. EnGawa bringt das Stück nun in deutscher Erstaufführung als intermediales Monodrama. ” (Süddeutsche Zeitung, 17.März 2017)